Wer war eigentlich Antje Øklesund?
 
   
   
 
 
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Kapitel I

m Herbst des Jahres 1599 wurde an der süd­nor­we­gi­schen Küste eine Holzkiste an Land gespült. Die Kiste war mit einer Decke und einem kleinen Kissen ausgelegt. Das Mädchen, das darin saß, war etwa drei Jahre alt und trug nichts bei sich außer einem dünnen blauen Kapuzen­mäntelchen. Es zitterte am ganzen Körper, als die Fischer es am Strand auflasen und zum Bürgermeister trugen. Doch niemand brachte auch nur ein einziges Wort aus ihm heraus.

Der Fischer, der es am Strand gefunden hatte, hatte Mitleid mit dem Mädchen und nahm es mit nach Hause. Seine Frau hingegen war erbost, da sie schon jetzt nicht wusste, wie sie die vier anderen Kinder ernähren sollte, doch ihr Mann bestand darauf, dass es bliebe.

ie gaben ihm den Namen »Antka«, und nahmen es als Tochter des Fischers »Antkesson« in ihre Familie auf. So wuchs Antka in der Familie des Fischers auf und zeigte sich schon bald als wissbegieriges und aufgewecktes Kind. Doch die Mutter mochte Antka nicht besonders und zog ihr ihre eigenen Kinder ihr vor. Antka dagegen holte das Wasser für die Familie und wenn sie sich mit ihren vollen Eimern über den Dorfplatz schleppte, riefen ihr die Kinder hinterher: »Antka, Antka, De er et oeklesund«, was soviel heißt wie »Antka, Antka, Du kommst nicht von hier«. Schwer schnitten die Riemen an ihren Schultern und schwer wog der Makel der Fremden an ihr. So nahm sie der Fischer mit zur See und lehrte sie den Fischfang. Doch Antka blickte oft hinaus zum Horizont und wenn der Fischer sie ermahnte, die Netze zu halten, da summte sie verträumt vor sich hin. An Land hingegen wandte sie sich begeistert dem Schnitzen und Bogenschießen zu.
Die Fischerin beobachtete dieses Treiben mit Missgunst und eines Abends, als die Fischerfamilie bereits schlief, stahl sich die Fischerin mit Antka aus dem Haus und gab sie an einen umherreisenden Abt, der sie mit auf sein Kloster nahm.
Die Fischersfrau beklagte sich bitterlich über das Mädchen, das so viel aß aber so wenig taugte, so dass der Abt der armen Frau zwei Goldmünzen darein gab.

ntka war nun sieben Jahre alt und lernte lesen und schreiben. Auf dem Pferd schlug sie sich im Umgang mit der Lanze wie keine Zweite, so dass sich die Brüder bald darin einig waren, dass sie, wofür auch das blaue Ka­pu­zen­män­tel­chen sprach, von königlicher Herkunft sei. Antka lernte geflissentlich und wuchs zu einer stattlichen jungen Frau heran.

Eines Tages kam der Abt zu ihr und sprach: »Antka, ich habe Dir nun alles beigebracht, was ich weiß, nun ist es für Dich an der Zeit, Dich zu entscheiden und Dein Gelübde abzulegen.« Antka sah den Abt an und Tränen standen in ihren Augen: »Ich wusste, dass ich mich eines Tages entscheiden muss und ich habe mich immer davor gefürchtet, doch nun ist der Tag gekommen und ich weiß, dass ich meiner Wege zu gehen habe, um mein eigenes Glück zu suchen und vielleicht den Weg zu meiner Familie zurück zu finden.«
    Der Abt warnte sie vor der Gefährlichkeit, alleine als junge Frau Ihrer Wege zu ziehen doch beide wussten, dass Antka in den Mauern dieses Klosters nie ihr Glück finden würde. So stutzen Sie ihr blondes Haar, gaben Ihr ein Pferd und eine Rüstung, einen Beutel mit Proviant und drei Goldmünzen und hielten eine Messe zu ihrem Abschied. Antka blickte sich zu Pferde noch einmal um und das Kloster verschwand langsam hinter den dichten Büschen des Waldes. >>>