Wer war eigentlich Antje Øklesund? | |||||||||||||||||
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Kapitel
II![]() ![]() »Wer sind diese Männer?« fragte das Mädchen. Aber es klang eher so wie: »Wer sind denn diese Idioten?« Wir mussten von weitem ausgesehen haben wie ein tobender Haufen von Laienschauspielern, die ein surreales Theaterstück aufführen wollen, in Wirklichkeit jedoch nur Chaos und Zerstörung mit sich bringen. Es war mir sichtlich unangenehm, dass der Höhepunkt dieser Auftritte auch gleichzeitig als Ritual der Neuvorstellung gegenüber Fremden dienen musste. Ich reichte der Unbekannten meine Hand: »Ich heiße Tobi und das ist mein Freund Huth, wir sind hier auf der Durchreise und haben hier per Zufall Herrn Ingvasson kennen gelernt.« Herr Ingvasson schaltete sich ein: »Naja, per Zufall kann man das natürlich auch nennen. Setz dich, mein Kind, ich war grade dabei, die Geschichte deiner Ur-Uroma zu erzählen, als ich einen Hustenanfall bekam. Darf ich übrigens vorstellen, das ist Anika, meine Enkelin.« ![]() |
»Und wer macht das hier jetzt alles weg?«
hörte ich Anika fragen und ihre grünen Augen blitzten mir entgegen.
Huth hatte Ted derweilen von der Terrasse geschoben und suchte etwas, womit
er die Scherben zusammenklauben konnte. »Lass nur, mein Kind, ich
werde schnell neues Geschirr besorgen.« meinte Herr Ingvasson. Doch
da kannte er Anika schlecht. »Du bist hier um dich zu erholen und
du siehst, was passiert, wenn du dich nicht schonst. Du solltest Die etwas
mehr Ruhe gönnen!« Huth und ich räumten schnell das Porzellan
von der Terrasse und entschuldigten uns vielmals für den Vorfall. Herr
Ingvasson bot an, dass wir uns am kommenden Nachmittag wieder zum Tee treffen
könnten, sofern wir noch in der Stadt wären. Wir willigten ein,
obwohl ich mir sicher war, dass es Anika nicht recht war und als wir die
Terasse verließen hörte ich sie erneut fragen: »was sind
das für Männer?« aber diesmal klang es nicht wie »Idioten«,
sondern irgendwie anders.![]() »Hmmm, der Mann hat ziemlich viel Phantasie, würde ich sagen.« »Aber meinst du nicht, da könnte was dran sein?« »Kann ich schlecht sagen, aber ne kämpferische Ader hat Anika ja schon, oder?« »Kannst du wohl sagen, als die bemerkt hat, dass ich sie beobachte, was der Ofen sofort aus.« »Ich meine, wenn das tatsächlich stimmt, dann müsste es doch Unterlagen beim Bürgermeister geben. Wenn die hier begraben ist, müsste doch noch irgendwas über diese Dame zu finden sein, oder?« So beschlossen die beiden, am folgenden Tag einmal beim Bürgermeister der Stadt vorbeizuschauen und genaueres herauszufinden. Huth und Tobi unterhielten sich noch eine Weile über die Ereignisse vom vorherigen Tag. Der Mond schien hell über ihren Köpfen und streichelte sie mit seinem fahlen Licht, bis sie in einen tiefen, erschöpften Schlaf fielen. Nachts wurde Huth von einem lauten Rascheln wach. »Tobi, hast du das gehört?« Doch Tobi gab keine Antwort. Das Rascheln wurde lauter und näherte sich immer mehr dem Zelt der beiden, bis es plötzlich erstarb und sich wieder völlige Stille breit machte. Huth zog vorsichtig den Reißverschluss ein kleines Stück auf und erstarrte. Vor dem Zelt stand eine Holzkiste. Huth löste den Reißverschluss und blickte um sich, aber er konnte weit und breit niemanden sehen. Vorsichtig betrachtete er die offene Holzkiste, deren Inhalt das fahle Mondlicht preisgab. In ihr lag, verstaubt und voller Löcher, ein kleines, blaues Kapuzenmäntelchen. >>> |